20.4.2021 - 20.05.2021

Susanne Vögeli/ Jeannette Fischer - Mutter Liebe I und II

Susanne Vögeli (kochen und forschen, Raum Acht) und Jeannette Fischer (Psychoanalytikerin) stellen kritische Fragen zu dem gesellschaftlich relevanten und selten hinterfragten Konstrukt der Mutterliebe. 

 

Nachdem das Projekt «Mutter Liebe» 2020 im Anna Göldi Museum in Ennenda gezeigt wurde, haben Jeannette Fischer und Susanne Vögeli das ursprünglich für das ECK konzipierte und pandemiebedingt um ein Jahr verschobene Projekt weiterentwickelt. Ausgangspunkt des ursprünglich gemeinsamen Projektes ist eine Videoarbeit von Jeannette Fischer, die auf einem Youtube-Video einer Mutter basiert, deren Sohn sich dem IS anschloss. 

Mutter Liebe I mit Susanne Vögeli

Vom 20. April bis 5. Mai thematisiert Susanne Vögeli das Potenzial der Süsse des Zuckers. Sie geht dafür von einer Schlüsselszene im von Jeannette Fischer bearbeiteten Video aus, in der das Backen eines Geburtstagskuchens für die Verbundenheit und die intakte Mutterliebe steht. Susanne Vögeli untersucht die starke Anziehungskraft, die der Geschmack «süss» auslöst. Von der Muttermilch bis zum Geburtstagskuchen mit Schokoglasur erlebt ein Kind Zucker als eine Attraktion. Ist dieser damit eine Art Währung der Mutterliebe?

Die 200 Gramm Zucker, die im Schokoladekuchen aus dem Video verbacken sind, werden in vier Aktionen in neue Aromen und Texturen verwandelt. Susanne Vögeli setzt dazu unterschiedliche Fermentationsprozesse und Temperaturen ein. Dem Zucker wird durch diese Entwicklung sein Potenzial zur Manipulation entzogen. Aus dem zuckersüssen Geschmack aus der Kindheit ist eine Palette von neuen Geschmacksrichtungen erwachsen.

Ein gedeckter Tisch, mit vier transformierten Zuckerkonsistenzen und dazu fotografische Arbeiten zeigen die Wandlungsfähigkeit des Zuckers. In einem Gespräch mit einer Stillberaterin fragt Susanne Vögeli nach der Bedeutung der ersten süssen Nahrung. Im Raum-Acht wird ergänzend zu Mutter Liebe I ein Workshop angeboten über Zucker und sein Potenzial im Fermentierungsprozess.

Susanne Vögeli lebt und arbeitet in Aarau, wo sie mit dem Raum-Acht ein Labor für Kochen und Forschen initiiert hat. Dort wird recherchiert, analysiert, erprobt, diskutiert und nicht zuletzt auch gekocht und gespiesen. Die Vielfalt der Lebensmittel wird erkundet, um die komplexen Techniken der Verarbeitung in der Küche zu verstehen. Susanne Vögeli verfolgt die Wirkung von Lebensumständen auf die Ernährung und die dadurch veränderte Esskultur. Ihren Auseinandersetzungen gibt Susanne Vögeli gestalterisch Form. So geschehen in der aktuellen Ausstellung «Das Brot aus dem See» im Museum für Esskultur im Mühlerama Zürich und im Museum Anna Göldi, Glarus «Zucker die Währung der Liebe». Weitere Ausstellungen sind in Planung.

Öffnungszeiten mit Susanne Vögeli
23. April          17 bis 19 Uhr Eröffnung Mutter Liebe I 
28. April          19 Uhr, Sugarbaby, Gespräch über die erste Nahrung
                        mit Susanne Vögeli und Stephanie Rohr                         
                        im Raum-Acht, Aarau (max. 8 Personen)
2. Mai              15 bis 17 Uhr, Eck geöffnet mit Susanne Vögeli
4. Mai              19 Uhr, Zucker und sein Potenzial
                       im Fermentationsprozess
                       Workshop mit Susanne Vögeli im Raum-Acht, Aarau
                       Anmeldung unter 079 380 01 40 (max. 8 Personen)

Mutter Liebe II mit Jeannette Fischer

Vom 8. bis 20. Mai zeigt die Autorin und Psychoanalytikerin Jeannette Fischer ihre Videoarbeiten. Anhand eines auf YouTube veröffentlichten Videos einer kanadischen Mutter, deren Sohn sich mit 18 Jahren dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen und in Syrien gekämpft hat und der hingerichtet wurde, zeigt Jeannette Fischer eine Mutter-Sohn-Beziehung auf. Der analytische Blick - gespeist aus dreissigjähriger Praxiserfahrung - entlarvt schonungslos die vielschichtige Übergriffigkeit der Mutter des Hingerichteten. Jeannette Fischer greift mit ihrer Analyse des öffentlich zugänglichen Videos Themen wie Selbstinszenierung, Manipulation und Vereinnahmung unter dem Deckmantel der Liebe auf. Sie erweitert ihre Deutungen mit Aphorismen, welche als Lauftext im Schaufenster zu sehen sein werden. Diese umkreisen Themen der Mutterliebe, der Ängste und auch der Gewalt in Beziehungen.

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit dem Thema Mutterliebe realisiert Jeannette Fischer ein zehnminütiges Videoportrait ihres 89-jährigen Vaters. Die Psychoanalytikerin und Tochter fragt: «Ist die Liebe zum Vater Mutterliebe?»

Jeannette Fischer ist Freud’sche Psychoanalytikerin und arbeitete 30 Jahre in eigener Praxis in Zürich. Sie hat einen Dokumentarfilm über die Mutter-Tochter-Beziehung gemacht, wobei die Mutter ein ehemaliges Verdingkind ist: Lisa und Yvonne. Sie hat ein Buch über Angst geschrieben und eines über die Perfomancekünstlerin Marina Abramovic. Diesen Frühling erscheint ihr Buch über Hass und im Herbst eines über ein Künstlerehepaar.

Öffnungszeiten mit Jeannette Fischer:
9. Mai          11 bis 14 Uhr. Ein Tag für erwachsene Töchter und Söhne.
                    Muttertag mit Jeannette Fischer, bei schönem Wetter
                    mit déjeuner sur l’herbe. 
                    Treffpunkt mit kurzer Einführung um 11 Uhr im ECK. 
                    Anmeldung unter mail@jeannettefischer.ch
                    (max. 15 Personen)
20. Mai        14 bis 20 Uhr. Sammelstelle für Mutterliebe:
                    Die Psychoanalytikerin Jeannette Fischer
                   ist im ECK für alle Belange zum Thema anwesend.

 04_06_eck_fischer_vo…pdf 475 kB

Kommentare lesen:

An Diskussion teilnehmen: